DAS MENSCHENBILD 

in der Transaktionsanalyse (TA), 

ergänzt durch das Menschenbild der Systemischen Aufstellungsarbeit 

(hier:SystA)


1. TA: Alle Menschen sind o.k.


Das bedeutet: Jeder Mensch hat ein Recht zu leben; jeder Mensch hat ein Recht auf Entfaltung seines Potenzials; jeder Mensch ist einmalig und hat einen grundlegenden Kern, der liebenswert und wichtig ist – unabhängig von seinem Verhalten. Männer und Frauen sind ebenbürtig.


SystA: Jeder Mensch hat in seinem ursprünglichen Familiensystem ein gleiches  Recht auf Zugehörigkeit. Keiner im System hat das Recht, diese Zugehörigkeit zu verweigern. Jeder hat einen ihm gemäßen Platz, der für ihn stimmt und an dem er sich "richtig" fühlt. Männer und Frauen sind ebenbürtig. Es gibt, systemisch gesehen, kein "Gut" und "Böse" - diese Werturteile sind Funktionen der Zugehörigkeitssysteme selbst.    


2. TA: Jeder Mensch ist eine Ganzheit im Blick auf seine Person und Gesamtsituation. Die Transaktionsanalyse sieht den Menschen als Beziehungswesen in der Einheit von Denken, Fühlen und Verhalten. Die Annahme verschiedener Ich-Zustände (Eltern-Ich, Kind-Ich und Erwachsenen-Ich) erleichtert den Zugang und die Zusammenarbeit zwischen Therapeut und Klient.


SystA: Die systemische Sichtweise erweitert den Blick auf das System, in das der Einzelne durch sein Geborensein und seine Entwicklung eingebettet ist. Dieses System ist ebenfalls eine Ganzheit mit eigenen Gesetzen. Deren Kenntnis ermöglicht eine Erweiterung der Spielräume des Einzelnen , erlaubt eine Gesundung und Heilung von Störungen. Viele Krankheiten und sogenannte "psychische" Störungen haben ihren Hintergrund in der Unkenntnis systemischer Bindungen und Verstrickungen. Therapeuten und Klienten sind ebenbürtig; der Therapeut erzeugt kein "Eltern-Kind". Therapie findet nur auf der Basis von Freiwilligkeit und gegenseitigem Respekt statt.


3. TA: Der Mensch ist im Wesen sozial und auf wechselseitige Unterstützung angewiesen; jeder Mensch hat Bedürfnisse. Die Transaktionsanalyse betont die Bedürfnisse nach Zuwendung und Beachtung ("Strokes"), nach Position, nach Strukturen (z.B. Zeitstrukturierung), und das Bedürfnis nach Sinn (Lebensskript, frühkindliche Entscheidungen).


SystA: Bindung und Zugehörigkeit entsprechen dem tiefsten Bedürfnis eines Menschen. Für den Erhalt der Zugehörigkeit zur Familie/Gruppe/Sippe sind Menschen sogar bereit, ihr Leben zu riskieren.

Die systemische Arbeit ermöglicht es, die wechselseitigen Bedürfnisse aller Personen und die Kräfte in Systemen sichtbar zu machen. Unterbrochene Beziehungslinien ("Hinbewegungen des inneren Kindes") können aufgespürt und versöhnt werden. Für den Einzelnen entsteht dadurch Spielraum, sich in seinem Verhalten und seinen Werten neu zu orientieren. Wenn Bedürfnisse in Einklang mit einem größeren Ganzen kommen, kann sich das "ich" ohne Zwang in ein "wir" entfalten.


Viele vermeintliche "Ego"ismen entpuppen sich so als  verdeckte Loyalität zu ausgeblendeten Mitgliedern eines Systems. Therapeuten machten die Beobachtung, dass "Lebens-Skripte" (= im Kindesalter entschiedene "Lebensdrehbücher")  manchmal nicht nur im eigenen individuellen Entwicklungsweg entstanden sind. Dies führte zur Erkundung weiterer möglicher Ursprünge von "Skriptmustern." In den 80er Jahren wurde von Bert Hellinger entdeckt, dass es  "Skripte" gibt, die über die Generationen hinaus wiederholt werden (Weitergabe von Lebensmustern, ähnlich der "heißen Kartoffel", wie sie --> Fanita English entdeckt hat). Deren Ursprung zu erhellen, konnte die Aufstellungsarbeit wertvolle Hinweise liefern. Sogar bereits verstorbene Systemmitglieder haben eine Wirkung auf die (inneren Bilder) der Lebenden.


4. TA: Der Mensch ist eingebunden in die implizite Ordnung seiner Ursprungsfamilie. Die systemische Transaktionsanalyse geht davon aus, dass den Menschen neben den individuellen Bedürfnissen auch ein Bedürfnis nach Ordnung und Ausgleich im Familiensystem innewohnt.


SystA: Sie geht davon aus, dass die größeren Systeme ein Feld darstellen, das ein eigenes "Bedürfnis" nach Ausgleich hat (das sogenannte "Gruppen-gewissen"). Dieses berücksichtigt nicht den Einzelnen, solange es unbewusst wirkt, sondern zielt blind auf Ausgleich über die Generationsgrenzen hinweg, auch gegen die Gesundheit und das Wohlergehen des Einzelnen. ("Ödipusdrama", tragische Lebensskripte). Dabei wurde klar, dass dieses Gruppengewissen u.a. auch krankmachend wirken kann. Besonders die Schwächsten, oft die Kinder, werden dem Gruppenganzen unbewusst geopfert oder opfern sich selbst. Durch Sichtbarwerden dieser Systemdynamiken kann die krankmachende Wirkung erkannt und "entmachtet" werden. Dies hat sich oft als ein erfolgreiches Mittel zur Genesung von Krankheiten erwiesen.


5.TA:  Der Mensch ist, besonders in seinen Kind-Anteilen, ein verletzliches Wesen.


SystA: Systemisches Denken sieht und anerkennt die ursprünglich kindliche Liebe, die auch im Erwachsenen weiterwirkt. Die Arbeit ermöglicht es, diese Liebe wieder zu finden und ihre "blinden" Wirkungen (die zu Krankheit , Hass, Enttäuschung und Störung führen können) aufzuheben. Dieselbe Liebe, die krank macht, wirkt als Kraftressource dann in Richtung Gesundheit und Erfolg.


6. TA: Nach transaktionsanalytischer Auffassung besitzt jeder Mensch eine Freiheit der Entscheidung und Verantwortung für sein Leben. Er ist nicht nur ein Opfer seiner Situation und passiver Empfänger von äusseren Einflüssen.             Der Mensch ist aktiver Gestalter seines Lebens.


SystA: Nach systemischen Erkenntnissen hat der Mensch einen erheblichen Spielraum für eigenes Handeln. Ihm ist jedoch durch das Geborensein in eine bestimmte Familie, Vorgeschichte, Gruppe, Nation, Welt und Umwelt eine Grenze gesetzt, die anzuerkennen ihm erst wirkliche Freiheit gibt. Ebenso wie die Transaktionsanalyse betont die systemische Arbeit das "Aussteigen aus der Opferhaltung." Jeder Mensch trägt das Potenzial zum Täter- und Opfersein, doch beides sind nur Übergangszustände im Lebensprozess. Wachstum geht Richtung Handeln und Offenheit für immer Neues. Der Blick in die Vergangenheit ist kurz und nur sinnvoll für eine lösungsorientierte Haltung in der Gegenwart, die zum Handeln befähigt.


7. TA: Der Mensch hat die Möglichkeit, sich selbst zu verändern. Er hat die Möglichkeit, sein Verhalten, sein Denken und selbst sein Fühlen zu beeinflussen. Er kann, was er früher einmal in einer Situation der Abhängigkeit oder Gefährdung und mit den begrenzten Mitteln des Kindes entschieden hat, als erwachsener Mensch revidieren und korrigieren.


SystA: Nach systemischen Erfahrungen hat der Mensch erhebliche Möglichkeiten, scheinbar "Schicksalsmäßiges" zu wenden und sich neu auszurichten. Viele scheinbar "chronischen" Krankheitsverläufe oder scheinbar "charakterlichen" Festlegungen erweisen sich als Ausdruck systemischer Loyalität, Bindungstreue, Identifizierung. Krankmachende Muster erweisen sich manchmal als unbewusstes Nachahmen ausgegrenzter Familienschicksale.

Daher ist Vieles veränderbar und heilbar, was uns bislang als "festgelegt" erschien. Die Grenzen werden dadurch erweitert, dass Spielräume erkannt werden, innerhalb derer Wandlung möglich ist.



So ist systemische Beratung, wie ich sie verstehe, 

vor allem  Ausdruck einer inneren Haltung.

  Die Gründerväter und -mütter der  Transaktionsanalyse (Eric   Berne/Steiner/Fanita English) bezeichneten diese Haltung als 


"Ich bin o.k./du bist o.k." 


Der Gründervater der Aufstellungsarbeit, Bert Hellinger, bezeichnet die erstrebenswerte Haltung, die letztendlich heilend wirkt, als


"Zuwendung zu allen gleichermaßen, so wie sie sind."




Die Informationen zum "Menschenbild der Transaktionsanalyse" sind entnommen und leicht modifiziert worden :


http://www.transaktionsanalyse.ch.


Die Informationen zum "Menschenbild der systemisch-phänomenologischen Aufstellungsarbeit stammen aus eigenen Quellen in der Ausbildung durch Trainer und Lehrtherapeuten der systemischen Aufstellungsarbeit .